Eine Minute Zeit: „Der kleine Luther“
Da steht er vor mir auf meinem Schreibtisch – der kleine Luther als Playmobilfigur. Meine Enkelkinder als begeisterte Playmobil – Fans, die mit Piratenschiff und Zirkus gut umgehen können, finden ihn niedlich. Er hat ja auch so ein bisschen was von Harry Potter, schwarzer Gelehrtenumhang, eine schwarze Kappe auf dem Kopf. Dann noch in der typischen rechten Greifhand die große Schreibfeder und in der linken Hand die frisch ins Deutsche übersetzte Bibel. Die streckt er uns entgegen, als würde er sagen „Lies!“
Auf 7,5 Zentimeter hat Playmobil den großen Reformator geschrumpft. Die kleine Figur macht großen Wirbel. Die erste Lieferung war nach drei Tagen vergriffen und im Juni sind bereits über eine Million Figuren des kleinen Luther verkauft worden. Die Figur ist zu einem beliebten Souvenir und Mitbringsel geworden. Die Schreibfeder erinnert an die Macht des Wortes. Seine Worte waren durchaus mächtig, denn ohne sie wäre die Reformation vor etwa 500 Jahren nicht ausgelöst worden.
Damals, im Jahr 1517, ahnte noch niemand, welche Dynamik von den 95 Wittenberger Thesen des Mönchs und
Theologieprofessors Luther ausgehen könnte. Niemand hatte auch nur eine entfernte Vorstellung davon, dass die
kritischen Worte und Sätze eines Mönchs das ganze Land verändern würde.
Mich beeindruckt, wie ein einfacher Mönch aus Sachsen die ganze Welt durcheinander brachte. Wie er seine Glaubensüberzeugung tapfer durchhielt, und nur mit dem Verweis auf die Bibel gegen Fürsten und Kaiser antrat, ja sich sogar gegen den Papst auflehnte. Mir imponiert, wie er althergebrachte Denktraditionen über den
Haufen warf, die Bibel entschlossen in die eigene Sprache übersetzte, damit sie jeder lesen kann, zur Auflösung der Klöster aufrief und dann auch selbst eine Nonne heiratete. Mir imponiert, wie er mit großer Zivilcourage in Worms vor dem Reichstag auftritt und sagte: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders!“ Sogar dann, als es gefährlich
wurde.
Luthers Überzeugung, weil Gott uns freispricht, ist Freiheit da, trägt auch 500 Jahre nach der Reformation. Luthers Worte und Handeln sind zum Inbegriff eines freien Geistes in der Gesellschaft geworden. So verhält sich der mündige Bürger, der zu seiner Überzeugung steht und sich weder durch die Obrigkeit beeindrucken noch durch Repressionen entmündigen lässt.
Es ist daher angemessen und richtig, den 31. Oktober in diesem Jahr als bundeseinheitlichen Feiertag zu begehen. Nutzen Sie diesen einmaligen, zusätzlichen Feiertag und kommen Sie in den Gottesdienst am
Reformationstag, der um 10 Uhr beginnt.
Ihr Pastor i.R. Klaus Coring