Luther ohne Sockel
„Luther vom Sockel“
Auf historischer Spurensuche waren die Konfirmanden und ehemaligen Konfirmandinnen der Christus-Kirchengemeinde Calberlah am Samstag, dem 29.05.2010 während einer Tagestour in die Lutherstadt Wittenberg. Im Konfirmandenunterricht hatten wir uns schon mehrere Stunden lang mit dem Reformator beschäftigt und auch das Lutherwappen, die so genannte ?Lutherrose?, aus Mosaiksteinen nachgebaut und in einem Gottesdienst vorgestellt. Im Zentrum einer stilisierten Rose steht das Kreuzsymbol ? Jesus Christus, unser Erlöser allein aus Gnade. Nun wollten wir mit eigenen Augen sehen, wo Luther für dieses Herzstück des christlichen Glaubens gearbeitet und gekämpft hatte. Dazu diente eine ?Stadtrallye? auf den historischen Spuren Martin Luthers. Die Konfirmanden sollten die Hauptorte der Reformation in Wittenberg erkunden und dabei einen Fragebogen ausfüllen. Unter anderem galt es dabei die beiden Reformationsdenkmale auf dem Rathausplatz zu finden. Aber welche Überraschung! Dort, wo sonst Martin Luther und Philipp Melanchthon auf hohen Sockeln stehen, klafften große Lücken, umgeben von einem Bauzaun. Das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 (500 Jahre Thesenanschlag) wirft seine Schatten scheinbar schon voraus. Die Skulpturen werden gerade aufwendig restauriert. Dafür trafen wir aber einen fast leibhaftigen Martin Luther, nämlich den Küster der Stadtkirche, Bernhard Naumann, der für uns im Gelehrtenrock des 16. Jahrhunderts, dem schwarzen Talar, im Lucas Cranach Hof gekonnt und witzig Martin Luther inszenierte.
Und was wir noch alles gesehen haben? Wir besuchten das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt, das Lutherhaus, wo Luther mit seiner Frau Käthe, seiner großen Kinderschar und vielen Studenten lebte. Auch die Stadtkirche, wo er regelmäßig predigte und die Schlosskirche des Kurfürsten Friedrich der Weise standen auf dem Programm der Stadtführung. Die berühmte ?Thesentür? der Schlosskirche zeigt einen Bronzenachguss der 95 Thesen, die Martin Luther dort am 31.Oktober 1517 anheftete. Mit seiner scharfen Kritik am Ablass brachte er den Stein der Reformation ins Rollen. Interessant und lehrreich waren auch die Hinweisschilder an zahlreichen Gebäuden, die an berühmte Persönlichkeiten erinnern, die einst in Wittenberg an der Universität ?Leucorea? studierten und dort ihre Unterkunft hatten. So wurde die Luthertour nach Wittenberg ein spannender Ausflug zu den Wurzeln unserer evangelischen Kirche.
Eveline Rammler, Diakonin der Christus-Kirchengemeinde