Gedanken zur Jahreslosung 2012
Viele gute Worte sagen wir einander am Anfang des neuen Jahres. Wir wünschen uns eine kräftige Gesundheit und das Gelingen unserer Pläne. Hoffnungen sollen sich erfüllen. Was uns bevorsteht, wollen wir erfolgreich meistern. Das alles ist gut und richtig. Ich schließe mich dem gern an: Mögen Sie an vielen Tagen des neuen Jahres ganz persönlich und in der Gemeinschaft mit Anderen, in der Familie, im Beruf und auch in der Kirche viel Kraft haben und Erfüllung finden. Stark an Leib und Seele!
Gott versteht Starksein anders. Neben unseren Worten steht ein Gotteswort über dem Jahr 2012:
Es tut gut, auch das gesagt zu bekommen. Gott versteht Starksein anders. Seine Kraft ist nicht nur da zu finden, wo Gelingen und Gesundheit, Erfolg und Erfüllung zu Hause sind. Wir denken meist: Schwachheit und Kraft sind Gegensätze, die sich ausschließen wie Tag und Nacht. Einmal dies, einmal jenes. Eins nach dem anderen. Aber da täuschen wir uns. Was für eine Stärke liegt darin, wenn jemand ehrlich von seinen Grenzen sprechen kann:
„Dies kann ich nicht, das versteh‘ ich noch nicht, daran zweifle ich.“ Welche Kraft wird sichtbar, wo Menschen aus der Schwäche einer Krankheit heraus zu uns sprechen. Oder davon, wie sie in einer Beziehung Schiffbruch erlitten haben. Wie verkrampft wirken dagegen die Scheinperfekten. Wie unbarmherzig gehen wir mit uns und anderen um, wenn wir uns zur Perfektion zwingen, zur fehlerlosen Richtigkeit, zu dem scheinbaren Ideal, keine Schwäche und keine Schwachheiten zu zeigen.
Kein Zwang zur Perfektion! Jesus hat sich nicht eingereiht in die Marschkolonne derer mit den schweren Stiefeln, die alles niedertreten, was ihnen noch zart, verletzlich und unscheinbar auf dem Weg zum Erfolg begegnet. Er kam in der Schwachheit eines Kindes auf die Erde, und er ging von ihr in der Schwäche eines Leidenden an dieser Welt.
Ich wünsche Ihnen die Stärke, zu dem zu stehen, wo Sie schwach sind. Die Kraft, an der Seite derer zu stehen, die Schwäche zeigen. Das wird die Tage des neuen Jahres menschlich machen, ehrlich und barmherzig.
Ihr Dieter Rathing
Landessuperintendent