Impuls von Pn. Schumacher zum Sonntag, 22. März 2020
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
Corona – das heißt eigentlich übersetzt „Krone“ oder auch „Strahlenkranz“.
Mitten in der Passionszeit setzt uns ein Virus eine ganz neue Krone auf. Eine, die nicht strahlt oder hell leuchtet oder gar jubeln lässt. Mitten in der Passionszeit hat das Virus Covid-19, Auslöser der inzwischen weltweiten Coronavirus-Pandemie, auch uns in Deutschland nicht nur erreicht, sondern schon voll im Griff. Auch wenn wir wissen, dass die Ansteckungen bisher in einer erhofften Kurve verlaufen.
Die Passionszeit ist von je her eine Zeit des Rückzugs und der Nachdenk-lichkeit, eine Zeit des sich Besinnens auf das Wesentliche. In diesen Tagen wird das für viele Menschen so aktuell wie vielleicht noch nie.
Das Motto der jährlichen Fastenaktion „7 Wochen ohne“ hat in diesem Jahr ein Thema, bei dem man fast meinen könnte, es wäre erst ausgesucht worden, als die Einschränkungen der Pandemie in unserem Alltag sichtbar wurden. Doch das ist nicht der Fall. Das Thema der Fastenaktion lautet:
Zuversicht! – 7 Wochen ohne Pessimismus!
In den letzten Tagen habe ich trotz aller Distanz mit vielen Menschen kommuniziert. Übers Telefon, per Mail, in den Sozialen Netzwerken und über den Gartenzaun. Gesprächsthema Nummer eins war immer das Coronavirus oder zumindest die Einschränkungen, die es von Tag zu Tag zu beobachten und zu erleben galt. In dieser einen Woche mussten wir medial verfolgen, wie fast stündlich neue Zahlen der Infizierten, neue Handreichungen des Umgangs miteinander, neue Diskussionen über das vernünftige Handeln in der Öffentlichkeit medial besprochen wurden. Und ich weiß nicht, wie es Ihnen und euch erging, aber ich war abends so voll von Fakten, Sorgen, aber auch Ideen, dass ich kaum schlafen konnte.
Mein Mann und ich entschlossen uns schließlich dazu, abends keine Sendungen mehr zu diesem Thema zu schauen, da wir wussten, gleich morgen früh würden die Nachrichten wieder auf uns hereinprasseln.
Ich muss gestehen: Da nicht pessimistisch zu werden, da nicht der Furcht die Zügel in die Hand zu geben, da nicht in Schreckstarre zu verfallen, war und ist für mich jeden Tag aufs Neue schwer.
„Zuversicht!“, das sage ich mir mittlerweile im Laufe des Tages immer wieder, wie ein Mantra. „Zuversicht!“, sage ich, wenn ich vormittags die E-Mail lese, in der es um die neusten Bestimmungen auch für Beerdigungen geht.
„Zuversicht!“, sage ich, wenn ich nach dem Mittagessen meine Tochter ins Bett zum Mittagsschlaf bringe und sie mich fragt, wann sie denn in der Kita endlich wieder mit ihren Freunden spielen kann. „Zuversicht!“, sage ich, wenn ich um
19 Uhr „Der Mond ist aufgegangen“ am offenen Fenster singe und weiß, dass da nah oder fern auch Menschen gerade den Vers singen: „…und lass‘ uns ruhig schlafen. Und unsern kranken Nachbarn auch.“
Zuversicht, auch dann, wenn es gerade nicht danach aussieht, als würde die Situation in ein paar Wochen überstanden sein. Aber gerade deshalb sage ich mir dieses Wort, denn ich möchte, dass es sich in mein Herz einprägt. Ich möchte mich dem Pessimismus nicht hingeben. Denn ich weiß, dass Pessi-mismus ohnmächtig macht, dass er mich lähmt und mir die Kraft raubt, für andere und auch für mich da zu sein.
Zuversicht, das ist ein Synonym für „festes Vertrauen haben“. Ja, ich möchte Zuversicht und festes Vertrauen haben! Und dieses setze ich auf Gott.
Wenn Jesus zu seinen Freunden sagt „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Mt 28,20), dann höre ich das ebenso als Zusage an mich. Und diese Zusage gilt nicht nur in den Tagen, in der der Optimismus aus all unseren Poren sprießt. Diese Zusage gilt umso mehr an Tagen, in denen wir uns fragen, wie es weiter gehen soll. An Tagen der Unsicherheit und Ohnmacht, der Sorge und Krankheit. „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Und ich füge hinzu: „Und ebenso darüber hinaus.“ Ich nehme Jesus beim Wort, denn er weiß wovon er spricht. Er selbst trug eine Krone, eine Dornenkrone des Schmerzes, in der tiefsten Nacht seines Lebens. Doch mitten hinein in die Furcht und Angst erklang und erklingt noch heute: „Hab Vertrauen“! Das lässt Gott durch seine Engel im Buch der Offenbarung verlauten, „Hab Vertrauen, so will ich dir die Krone des Lebens geben“(Offb 2,10).
Es ist eine schwere Zeit. Keiner weiß, wie lange sie dauern wird. Ich hoffe und vertraue darauf, dass es in Gottes Namen wieder besser wird mit uns. Das wird nicht in sieben Wochen sein, vielleicht erst in sieben Monaten. Doch nicht erst dann, sondern schon jetzt heißt es Zuversicht bewahren. Zuversicht, die uns aktiv werden lässt in den vielen Einschränkungen dennoch füreinander da zu sein: Im füreinander einkaufen, einander schreiben, miteinander telefonieren, von Balkon zu Balkon, offenem Fenster zu offenem Fenster, Garten zu Garten gemeinsam singen. Und vor allem im gemeinsamen Beten.
Mögen wir alle immer wieder durch Gottes Geist im Vertrauen auf Gott gestärkt werden! Möge unsere Zuversicht die Furcht besiegen! Mögen wir alle behütet und getröstet sein in dieser Zeit! Das wünsche ich uns allen!
Ihre und eure Pastorin Sina Schumacher