Gottesdienst für Karfreitag – 2. April 2021
Liebe Gemeinde,
für Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag haben wir (Pastor Rudolph und der KV) wieder jeweils einen Audio-Gottesdienst „für zuhause“ produziert. Wir hoffen auch diesmal wieder auf positive Resonanz.
Ihnen, Ihren Familien und Ihren Lieben in der Nähe und Ferne ein gesegntes Osterfest! Herzliche Grüße, Ihr Kirchenvorstand Calberlah
Das Skript zu dem Audio-Gottesdienst können sie auch als PDF-Datei herunterladen (oder mitnehmen in Papierform aus der Andacht-To-Go-Box unter dem Schaukasten an der Kirche).
Instrumentalmusik zum Karfreitag
Anrufung
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Begrüßung
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Mit diesem Leitwort aus dem Johannes-Evangelium Kapitel 3 heißen wir Sie herzlich willkommen zu unserem Mitnehm-Gottesdienst am Karfreitag.
Dieser Tag ist im Leben der Kirche nicht gerade ein leichter Tag. Das Leiden und Sterben macht betroffen. Die liturgische Farbe bringt das Schwarz des Todes zum Ausdruck. Wie ein Freudenschein kommt uns das Leitwort des heutigen Tages entgegen. Ja, im Angelsächsischen Bereich ist vom „Good Friday“ die Rede. Das eröffnet noch einmal eine neue Perspektive. Wir nehmen sie hier im Mitnehm-Gottesdienst gerne auf.
Willkommen
Schön, dass Sie mit dabei sind – an vielen Orten, in vielen Häusern, zu unterschiedlichen Zeiten. Wenn Sie mögen, zünden Sie eine Kerze an, legen vielleicht ein schwarzes Stück Stoff dazu und schauen an Ihrem Gottesdienstplatz für einen Moment ins Kerzenlicht. Setzen Sie sich dazu gerne achtsam aufrecht hin. Kommen Sie in Kontakt mit Ihrem Atem, wie er kommt und geht. Seien Sie ganz bei sich selbst und in der Gegenwart des lebendigen Gottes. Ich wünsche Ihnen eine gute Gottesdienstzeit!
Lied
Stimmen Sie ein in das Passionslied „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken“ – nach der Melodie „Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen“
1. Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, / mich in das Meer der Liebe zu versenken, / die dich bewog, von aller Schuld des Bösen / uns zu erlösen.
2. Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden / und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden, / an unsrer Statt gemartert und zerschlagen, / die Sünd zu tragen.
9. Unendlich Glück! / Du littest uns zugute. / Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute. / Du hast mein Heil, da du für mich gestorben, / am Kreuz erworben.
Gebet
Guter Gott, lieber Vater im Himmel, in Deinem Namen versammeln wir uns an den vielen Orten, zu unterschiedlichen Zeiten, in Dir verbunden. Folgen Deinem lieben Sohn wie die Treuesten bis unters Kreuz. Lass uns das Kreuz zur Weisheit werden. Nähre unseren Glauben, dass Du aus dem Bösesten Gutes machen kannst. Und dass zuletzt die Hoffnung NICHT stirbt. So sprich Dich ein in unser Reden. Sprich Dich ein in unser Hören. Sprich Dich ein in unsere Herzen. Segne diesen Karfreitagsgottesdienst an uns. Dir zur Ehre, uns zum Besten. Amen.
Lesung Johannes-Evangelium im 19. Kapitel- Teil I
Pilatus überantwortete ihnen Jesus, dass er gekreuzigt würde. Sie nahmen ihn aber, und er trug selbst das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten. Jesus aber in der Mitte.
Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. (…) Da sprachen die Hohenpriester zu Pilatus: Schreibe nicht: der Juden König, sondern dass er gesagt habe: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
Die Soldaten aber, als sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll! So sollte die Schrift erfüllt werden, die da sagt: „Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen“. Das taten die Soldaten.
Lied
1.O Haupt voll Blut & Wunden, / voll Schmerz & voller Hohn, / o Haupt, zum Spott gebunden mit einer Dornenkron, / o Haupt, sonst schön gezieret / mit höchster Ehr & Zier, / jetzt aber hoch schimpfieret: / gegrüßet seist du mir!
5. Erkenne mich, mein Hüter, / mein Hirte, nimm mich an. / Von dir, Quell aller Güter, / ist mir viel Guts getan; / dein Mund hat mich gelabet / mit Milch und süßer Kost, / dein Geist hat mich begabet / mit mancher Himmelslust.
6. Ich will hier bei dir stehen, / verachte mich doch nicht; / von dir will ich nicht gehen, / wenn dir dein Herze bricht; / wenn dein Haupt wird erblassen / im letzten Todesstoß, / alsdann will ich dich fassen / in meinem Arm und Schoß.
Lesung Johannes-Evangelium im 19. Kapitel- Teil II
Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht der, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte sein Haupt und verschied.
Die Kerze löschen
In die Stille hinein die Kerze am häuslichen Platz auspusten und dem Rauch hinterher schauen.
Die verloschene Kerze steht für die Grabesruhe.
Am Ostermorgen wird die Kerze wieder entzündet, nachdem der Osterruf zur Auferstehung des Herrn erklungen ist.
Gerne können Sie dann die kleine Osterkerze entzünden, die Sie mit unsrem „Osterpaket“ bekommen haben.
Lied
1. Korn, das in die Erde, / in den Tod versinkt, / Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt – / Liebe lebt auf, / die längst erstorben schien. / Liebe wächst wie Weizen, / und ihr Halm ist grün.
2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, / wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab. / Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? / Liebe wächst wie Weizen / und ihr Halm ist grün.
Gedanken zum Karfreitag 2021
Liebe Schwestern und Brüder, ja es ist ein Kreuz mit dem Kreuz. So viele liebe Gewohnheiten sind die letzten Monate durchkreuzt worden. Lernpläne in der Schule. Produktion in den Betrieben. Gastronomie und Einzelhandel. Unsere Reisepläne sowieso und zum Teil immer wieder die raffiniert ausgeklügelten Impfpläne und Teststrategien. Und dann ist da diese zunehmende tiefe Erschöpfung, der wachsende Überdruss und diese uns umschleichende Angst vor Infektion, Leiden, Versterben und Long Covid für die sog. Genesenen.
Viele von uns und den Menschen um uns herum haben ihren ganz eigenen Karfreitag in diesen Tagen. Nichts ist schön zu reden, niemand will beschwichtigen. Bleibt uns, mit unserem Kreuz uns zu Jesus zu stellen, zu ihm unterm Kreuz, zu ihm aufschauen. Er an unserer Seite. Wir an seiner Seite. Und dann?
Beim Evangelisten behält Jesus das „Heft des Handelns“ in der Hand. Trägt sein Kreuz selbst, ohne dass er sich helfen lassen müsste. Lässt sich sein Ober- und Untergewand vom Körper reißen. Die Schrift muss ja erfüllt werden. Schließlich regelt er noch, was zu regeln ist. Seine Mutter braucht einen Versorger, wenn er nicht mehr da ist. „Johannes, mein Lieber, sei Du es!“
So ist alles geregelt wie bei Sterbenden in unseren Familien. Dann kommt die Zeit. Es ist auch vollbracht. So kann Jesus sein Haupt neigen und dahinscheiden.
Das Haupt neigen, dahinscheiden – das will heute natürlich niemand von uns. Haben doch noch so viel vor. Aber wie schon Susanne Berger im Mitnehm-Gottesdienst vom letzten Sonntag bewunderte:
Jesus bewahrt die Ruhe. Geht den Weg, der ihm geheißen ist. Nimmt, wie es kommt, erfüllt seine göttliche Mission. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen“.
Wir bei IHM und ER mit uns – unter der Last unseres Kreuzes. Darum geht es. Nicht auf verlorenem Posten. So wichtig ist es zu sagen und es als Grundhaltung einzuüben: Die Hoffnung stirbt zuletzt! Diese Lebens- und Überlebenskunst, lässt uns in der Misere nach Auswegen zu suchen, in der Vorwärtsbewegung bleiben. Immer eine gute Idee suchen und geschenkt bekommen. Dynamik entwickeln gegen Corona-Frust, Lethargie, kindliches Trotzverhalten.
An Karfreitag muss dieser lebensstarke Satz allerdings korrigiert werden. Mit Blick auf Jesus darf doch gesagt werden: Die Hoffnung stirbt zuletzt NICHT. Das nenne ich „ewiges Leben“ schon hier und jetzt. Kraftströme erreichen uns wie die Trauben am Weinstock. Jesus will mit uns vollbringen, was uns bevorsteht. Noch ist keine Zeit, das Haupt zu neigen, klein bei zu geben, sich in die Opferrolle zu fügen.
Im Kloster Wienhausen gibt es dazu ein wahres Hoffnungsbild: Im oberen Kreuzgang in einem der Fensterbögen, so hoch, dass Du Dich wie Mutter Maria und Lieblingsjünger Johannes unter das Kreuz stellen und zu Jesus aufschauen kannst. Ich bewundere diese Glaskunst aus dem 13./14. Jahrhunderts und freue mich, dass dieses Karfreitagsbild all die Kriege seitdem und vor allem auch die Glaubenskämpfe überstanden hat. Das Zisterzienserinnenkloster konnte nach 1528 als evangelisches Damenstift weitergeführt werden. Die Klosterkammer Hannover sorgt heute für den Erhalt der Kunstwerke! Wir haben das Bild auf der Homepage unserer Kirchengemeinde eingestellt und mit in die Printfassung des Mitnehm-Gottesdienstes aufgenommen.
Zur Zisterzienser-Ikonographie gehört die Darstellung des Gekreuzigten, wie er sich Bernhard von Clairvaux herunterbeugt. Der große Theologe und Ordensstratege im 12. Jahrhundert kniet anbetend vor seinem Christus. Indem sich Christus vorbeugt, widerfährt ihm Licht und Leben. Die Liebe ist stärker als der Tod am Kreuz!
In dieser Tradition löst sich der Christus von Wienhausen aus der Kreuzfixierung, er umarmt sogar den Menschen, der sich an ihn anschmiegt, um ihm die Lanze in die Seite zu bohren. Jesus lächelt und hält ihm seine Körperflanke hin. Dieses Detail verstört doch ein wenig. Es wird aber auch deutlich: Jesu Liebe, Gottes Liebe ist stärker als Todesmächte und Vollstrecker des Todes.
Weiter fällt auf, dass der Kreuzesstamm in leuchtend grüner Farbe dargestellt ist. Ein kleines Detail mit einer großen Botschaft! Das Kreuz wird zum Lebensbaum stilisiert. So ähnlich, wie wir im Passionslied vom Korn gesungen haben: fällt in die Erde, bringt Frucht „und der Halm ist grün“.
Ich wünsche Ihnen und uns allen solche Grünkraft, dass sie von Christus und seinem Kreuz auf uns übergehen möge, auf dass wir unter der Kreuzeslast mit diesem Lächeln des Christus von Wienhausen unsere Zeit bestehen mit allem, was sie uns noch bringen wird – zwischen Kreuz und Auferstehung.
Aufgabe
Auch in diesem Gottesdienst möchte wir Ihnen eine Aufgabe stellen, wenn Sie mögen und es ist für Sie stimmig, folgen Sie der Anleitung.
- Prägen Sie sich doch bitte gerne dieses Wienhäuser Karfreitags-Bild ein und lassen Sie es in Ihrem Herzen einwurzeln. Auf dass wir nicht nur mit Christus unser Kreuz tragen, sondern auch zum Leben finden. Zum ewigen Leben – dermal einst und schon hier und jetzt.
- Vielleicht drucken Sie das Bild aus und platzieren es an einer gut sichtbaren Stelle in Ihrer Wohnung.
- Vielleicht lassen Sie das Blatt des Mitnehmgottesdienst einfach auf Ihrem Tisch liegen. Schon das gefaltete Blatt wird Sie daran erinnern, worum es heute geht.
- Vielleicht mögen Sie dieses Bild einem lieben Menschen schicken, der an der Last seines /ihres persönlichen Kreuzes schwer zu tragen hat. Finden Sie gute Worte, in denen „Grünkraft“ wohnt.
Gebet
Lasst uns noch einmal beten und mit Jesus sprechen wie mit einem guten Freund. Nehmen Sie gerne eine Gebetshaltung ein, die für Sie passt und in diesem Moment stimmig ist:
Herr Jesus Christus, wir stellen uns heute zu dir unters Kreuz. Das ist weder für dich noch für uns ein leichter Tag. Lass diesen Tag für uns zum „Good Friday“ werden, damit wir die unendliche Liebe unseres himmlischen Vaters in Dir und an Dir begreifen.
Wir bitten Dich um „Grünkraft“. Du weißt, wieviel wir brauchen, und wirst uns soviel geben, dass wir die aktuellen Herausforderungen bestehen. Dir zur Ehre, uns zum Besten, der Welt zum Segen.
In der Stille sagen wir Dir die Namen derer, die wir Dir Deinem Licht und deiner Liebe anbefehlen.
[…]
Wir vertrauen Deiner Liebe, die so groß ist, dass Du Deinen eingeborenen Sohn hingegeben hast, damit wir nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben, voller Grünkraft und Zukunft.
Vaterunser
Im kindlichen Vertrauen beten wir mit Jesus zu seinem Vater:
Vaterunser im Himmel…
Segen
Nun geht im Segen unseres Herrn in diesen Karfreitag und in die Ostertage.
Wir bitten Gott um seinen Segen.
Dem Tag entsprechend, geleitet von der Idee der Totenruhe, entlassen wir Sie in die Stille.
Herr, segne mich und behüte mich
Herr lasse dein Angesicht leuchten über mir und sei mir gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf mich und schenke mir deinen Frieden (+)
Amen.
Entlassung in die Stille