Die Alte Kapelle

Nur einige Schritte von der Hauptstraße entfernt, mitten im alten Dorfkern, dort wo die Straße, die einst nach Wasbüttel führte beginnt, steht das kleine Schmuckstück des Dorfes, die Alte Kapelle. Dankenswerterweise ist dieses kleine Bauwerk schon vor vielen Jahren in das „Verzeichnis der Baudenkmäler in Niedersachsen“ aufgenommen. Ihre erste Erwähnung fand die Kapelle im Pfründenverzeichnis von 1534 unter Isenbüttel:„Eine Capelle tho Calverla hort dar in“.

In der aus Eichenfachwerk erbauten westlichen Giebelwand befindet sich ein Sandstein mit der Jahreszahl 1576. Stein und Zahl stammen vermutlich aus dem Jahr, in dem der neuere Fachwerk-Turm erbaut wurde. Wahrscheinlich ist die Kapelle noch etliche Jahre älter. Der noch vorhandene hölzerne Altaraufsatz soll jedenfalls in eine frühere Zeit weisen.

Die im Innern 11,20 m lange und 5,10 m breite Kapelle hat nach Osten hin einen dreiseitigen Schluss. Nach Westen ist die Kapelle, möglicherweise im 18. Jahrhundert, um etwa zwei Meter verlängert. Nicht ausgeschlossen ist es aber auch, dass die in Fachwerk errichteten Teile keine Vergrößerung darstellen, sondern nur einen Wiederaufbau der etwa zerstörten Westwand.

Altar:

Altartisch mit dem 2-flügligem Klappaltar

Auf dem gemauerten Altartisch steht ein spätgotischer, hölzerner, zweiflügeliger Klappaltar ohne Predella (Unterbau). Die Flügel sind in vier Felder eingeteilt. In jedem stehen 45 cm hohe Heiligenfiguren, eine der Frauenfiguren trägt ein Kapellenmodell. Als Bekrönung ist ein 85 cm hohes Kruzifix zu sehen. Zwei Altarleuchten aus Messing stammen aus dem 16. Jahrhundert.

 

 

 

Kanzel:

Pn. Schumacher bei einer Taufe in der Alten Kapelle.
Links der Altar, rechts die Kanzel.

Die reichgeschnitzte Kanzel trägt die Jahreszahl 1621 und zeigt in den Brüstungsfüllungen drei Wappen mit den Beischriften:
DER v. DER SCHULENBURG, DER v. KAMPE, DER v. DALLDORFF
Die Kanzel stammt vermutlich aus der Wolfsburger Schlosskapelle. Der Putten-Aufsatz aus dem 19. Jahrhundert.

 

 

 

 

Glocke:

Die Glocke im Dachreiter wird noch heute mit der Hand geläutet. Sie trägt unter der Haube die Inschrift:
Ano domine m cccc indem
1. xxxv. ave maria, 1435.
Zweimal sollte sie eingeschmolzen werden. Im 1. Weltkrieg (1914-18) kam sie nach Fallersleben, wurde aber von dem Kirchenvorsteher H. Essmann zurückgeholt. Im 2. Weltkrieg (1939- 45) kam sie nach Hamburg und wurde von Pastor R. Schneider aus Isenbüttel auf dem dortigen Glockenfriedhof entdeckt und wieder zurückgeholt.

Uhr:

Die Uhr am Glockenturm baute 1883 der Kirchturmuhrbauer Weule aus Bockenem am Harz ein. Im Jahr 1990 wurde der alte Kettenaufzug durch einen elektrischen Antrieb ersetzt.

Orgelpositiv:

Die Orgel in der Alten Kapelle

Ein seltener und kostbarer Schatz ist das Orgelpositiv aus dem 17. Jahrhundert. Es zählt zu den ältesten und wertvollsten Orgeln des Kreises Gifhorn. Über dem einfachen Spieltisch erhebt sich ein schön und reich geschnitztes Gehäuse in Barockformen. Nach den Begutachtungen des Braunschweiger Orgelbauers Weissenborn entspricht die Konstruktion der Bauweise des großen Orgelbauers Arp Schnittger (1648-1719) der viel  für die Celler Herzöge gearbeitet und Aufträge sogar aus Rußland bekam. Wenn nicht der Meister selbst, so baute die Orgel wohl einer seiner Schüler, die sich streng an die Arbeitsmethoden Schnittgers hielten. Die Orgel kam 1876 in die Kapelle nach Calberlah.

Renovierungen an der Alten Kapelle:

Die Orgel wurde noch in den 40er Jahren renoviert. Das Geld dazu hat die Gemeinde selber zusammengetragen. Die notwendigen großen Reparaturen der hinfälligen Kapelle wuchsen jedoch. Dazu war kein Geld zu bekommen. Weder aus der Kirchengemeinde Isenbüttel, der die Kapellengemeinde laut Urkunde vom 30. November 1908 mit einer gewissen Selbständigkeit und drei Mitgliedern im Kapellenvorstand angegliedert war, noch von der politischen Gemeinde.

Doch eines Tages kam das große Ereignis. Prof. Dr. Heinrich Nordhoff, damaliger Generaldirektor des Volkswagen-Werkes, entdeckte bei einer Fahrt durch Calberlah die alte, baufällige Kapelle. Sie gefiel ihm und er erkannte ihren historischen Wert. Auf seine persönliche Veranlassung hin übernahm das VW-Werk in großzügiger Weise die Hälfte (30.000 DM) der Renovierungskosten. Unter anderem mussten das ganze Fachwerkgebälk und das Innere der Kapelle erneuert werden. Am 29.10.1960 fand im feierlichen Rahmen die Wiedereinweihung der alten Kapelle statt.

Vom 3. bis 5. September 1976 stand die 400-Jahrfeier der Alten Kapelle im Mittelpunkt des Gemeindelebens. Eine 19-seitige Festschrift wurde herausgegeben, die vom Alter und den Besonderheiten der Kapelle berichtet.
Aus der Vielzahl der Hilfeleistungen für diese Festtage ist die Außenrenovierung der Kapelle zu erwähnen. Im Sommer 1975 haben Werner Hartmann und Heinz-Günter Wolke mit intensivem Fleiß dem Turm einen neuen Anstrich gegeben. Großzügige Hilfe kam von Dachdecker Hans-Friedrich Otte und Baufirmen Theuerkauf aus Allerbüttel und Beese aus Braunschweig.

Renovierung 1989/1990

In den Jahren 1989/90 erfolgte eine weitere große Renovierung der Kapelle mit Neuaufbau des Fachwerkturmes durch die Firma Zimmerei Bengel aus Fallersleben. Es stellte sich heraus, dass bei der Renovierung in den Jahren 1959/60 Fehler gemacht worden waren. Alle Gefache zwischen der Fachwerkskonstruktion waren mit Teerpappe ausgelegt. Das Holz erstickte. Jetzt benutzte man Methoden alter Handwerkskunst. Die Gefache wurden ausgemauert und dazwischen als Feuchtigkeitsausgleicher ein Hanfseil gespannt. Nach den Maurerarbeiten ließ man sich sechs Monate Zeit, ehe der Außenputz aufgetragen wurde und noch ein weiteres halbes Jahr verging, bis die Maler ans Werk gehen konnten.
Besonders erfreut war Pastor Hilleke über die Spendenfreudigkeit der Gemeindemitglieder, die zum größten Teil die Bausumme aufgebracht hatten. Eine sehr kranke, ältere Dame, die auch im Kirchenchor aktiv gewesen war, hatte den Anstoß dazu gegeben. Sie verfügte im Beisein ihrer Kinder, an Stelle von Kränzen sollte man Spenden für die Alte Kapelle geben.

Um so ein wertvolles Kleinod wie unsere Alte Kapelle zu erhalten, waren im Sommer 2011 allerdings erneut Sanierungen notwendig geworden, An der Westfassade musste das Mauerwerk in geschädigten Gefachen entfernt und erneuert werden. Zur Finanzierung haben abermals Gaben von Gemeindegliedern in außerordentlicher Höhe beigetragen und zudem wurden wir mit einem finanziellen Beitrag durch die VW AG (2000 EUR) in dem Vorhaben unterstützt. Am 25.09.2011 erfolgte nach Abschluss der Arbeiten die feierliche Wiedereinweihung der Kapelle mit einem Gitarrenkonzert mit Tillmann Seitz.

Leider kam es trotz der aufwändigen Komplettsanierung der Fassade zu Abplatzungen des Putzes mit Schwerpunkt am Turm. Entsprechend der Empfehlungen des Amtes für Bau- und Kunstpflege wurden nun in 2017 die Gefache im Turm vollständig mit Klinkerhintermauerung erneuert. Dieses Bauvorhaben wurde von der Gemeinde bezuschusst.

Schließlich wurde in 2017 noch die Erneuerung der Außenbeleuchtung erforderlich. Diese rückt unsere Alte Kapelle nun in ein noch schöneres Licht. Auch hierbei wurden wir finanziell von der Gemeinde Calberlah unterstützt.