Impuls für Sonntag, den 10. Mai 2020
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
Cantate! Singet! Dazu fordert uns der heutige Sonntag auf. Lasst eure Stimmbänder schwingen! Singet dem Herrn ein neues Lied!
Cantate – das ist normalerweise einer meiner liebsten Sonntage. Denn wenn wir jetzt im Gottesdienst säßen, dann würde die Orgel spielen und wir würden viele Lieder singen. Und wer mich kennt, der weiß, ich singe einfach zu gerne! Lieder vom Dank und Trost, Lieder vom Hoffen, Lobpreislieder. Lieder mit Rhythmus. Lieder zum Schunkeln und Klatschen. Lieder, die Ohrwürmer sind und die ich den ganzen Tag dann nicht mehr loswerde. Cantate – singet!
Es schmerzt, dass gerade eines meiner liebsten Teile des Gottesdienstes – nämlich das gemeinsame Singen – auch dann, wenn wir bald wieder Gottesdienste feiern werden, noch nicht wieder möglich sein wird. Singen streut Aerosole durch die Luft, viel weiter als beim Sprechen. Und wer singt, der atmet viel tiefer ein. All das ist in einer Gruppe momentan gesundheitlich zu gefährlich. Leider! Denn singen ist eigentlich das genaue Gegenteil: Singen ist gesund! Wer singt, der bringt seinen ganzen Körper in Schwingungen. Singen ist wie eine Massage von Innen. Singen ist ganz viel Gefühl. Und nicht zuletzt: Singen macht Spaß, finde ich jedenfalls. Und dabei ist es ja nun wirklich egal, ob man zu den takt- und tonsicheren Sängern gehört oder zu denen, die sich eigentlich nur in der Dusche trauen, Töne von sich zu geben.
Cantate – das ist ein Aufruf. Ein alter Aufruf unserer Vorfahren im Glauben:
Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der HERR lässt sein Heil kundwerden;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel,
aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem HERRN, alle Welt, singet, rühmet und lobet!
Lobet den HERRN mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem HERRN, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen frohlocken, und alle Berge seien fröhlich vor dem HERRN;
denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
Psalm 98 ist eines dieser Lieder, dieser Gebetslieder, die genau dazu aufrufen. In diesem Psalm steckt, obwohl es nicht direkt ausgesprochen wird, sehr viel Dank. Und auch, wenn dort für manche Menschen heute das bedrohlich anmutende Gericht angesprochen wird, ist dieses für die Menschen in jenen Tagen, aus denen der Psalm stammt, kein Grund zur Sorge. Ganz im Gegenteil. Gott wird seine Gerechtigkeit zeigen. Er wird dieser oft so ungerechten Welt zeigen, wie das geht, gerecht miteinander umzugehen. Barmherzig zu sein. Nicht falsch und vorschnell zu urteilen. Darüber lasst uns singen, ruft der Psalmbeter auf…auch mit neuen Liedern…
Refrain:||: Na na na na na na na Na na na na na na na Na na na na na na na.
Ich kann auf dich vertraun! :||
- Du nimmst mich so hin, wie ich wirklich bin. Zweifel ich an mir, find ich Kraft in dir.
In der schwersten Zeit, in der Dunkelheit leuchtet mir ein Licht, schenkst mir klare Sicht. Meine Worte können gar nicht zeigen, Gott, was du mir alles gibst.
Ich bin dir so dankbar und sing laut, weil du mich unbeschreiblich liebst.
- Will von dir erzähln, gute Worte wähln. Doch nichts drückt ganz aus, wie du mich aufbaust. Zeige Zweiflern das, was du für mich machst. Wie du mich beschützt und mich unterstützt. Meine Worte können gar nicht zeigen, Gott, was du mir alles gibst.
Ich bin dir so dankbar und sing laut, weil du mich unbeschreiblich liebst.
- Geht es mir nicht gut, dann machst du mir Mut. Hörst dir, egal wann, meine Sorgen an. Was ich brauch, weißt du, und bringst mich zur Ruh. Machst mir immer klar: Ich bin wunderbar. Meine Worte können gar nicht zeigen, Gott, was du mir alles gibst.
Ich bin dir so dankbar und sing laut, weil du mich unbeschreiblich liebst.
„Auf dich vertraun (Link folgen, um Lied auf Youtube zu sehen)“ so heißt das Lied, dessen Text Sie gerade gelesen haben, du gerade gelesen hast. Es ist ein Lied vom Kirchentag 2019 und stammt aus der Feder von Annika Lohaus. Als ich das Lied zum ersten Mal hörte, entzündete es in mir etwas. Da berührte der Text und auch die Melodie etwas in mir. Manchmal passiert das ja schon bei den ersten Tönen eines neuen Liedes. Vielleicht kennen Sie, kennst du das auch. Ich hörte mir das Lied mindestens ein Dutzend Mal an. In Dauerschleife. Genau in diesem Moment war es das, was meine Seele singen wollte.
Das Lied begleitete mich das gesamte letzte Jahr. Bei meiner Einführung in Calberlah im August 2019 haben wir es dann gemeinsam gesungen. Schnell war allen die Melodie klar. Schnell konnte das „Na na na na na na na“ mitgesungen werden. Noch heute spüre ich die Leidenschaft, mit der die Gottesdienstbesucher an diesem Sonntag mitgesungen haben. Und ich spüre, welche Kraft mir diese Leidenschaft selbst gegeben hat.
Gemeinsam singen, das kann uns stärken. Das kann uns versichern, dass wir nicht allein sind, dass da mehr sind. Dass da mindesten EINER ist, der genau in dem Moment in mein Herz schaut.
Doch auch das Singen allein kann dieses Gefühl der Gemeinschaft in uns entfachen. Vor ein paar Wochen habe ich, wie viele andere, begonnen, um 19 Uhr an der geöffneten Terassentür „Der Mond ist aufgegangen“ zu singen. Ich wusste mich in guter Gesellschaft. Das EKD-Balkonsingen war eine deutschlandweite Aktion. Gerade in der Zeit, in der wir angehalten wurden, soziale Kontakte nur mit äußerstem Abstand zu pflegen, brachte es Menschen über den Gesang zusammen.
Singen verbindet – Menschen untereinander und auch mit Gott. Denn all meine Worte und meine Gefühle, hineingelegt in eine Melodie, hört Gott. Singen ist daher viel mehr als aneinander gereihte Töne. Singen kann ein Herzensgebet sein.
Ich wünsche Ihnen und dir in der kommenden Woche viele musikalische Momente. Singet – laut oder leise, schief oder gerade, Kirchenlieder oder Rock, Pop und Schlager. Singet – mit Gefühl. Und sei dir bewusst, Gott hört dich!
Bleiben Sie und bleibt ihr behütet!
Ihre und eure Pastorin Sina Schumacher