Gedankenimpuls und Gebet für den Sonntag Jubilate
Gedankenimpuls und Gebet – Gottesdienst zeitgleich aus dem Michaeliskloster
Irgendwo auf der Welt schaut jetzt einer aufs Meer.
Irgendwo kocht eine Mokka.
Irgendwo zupft jemand ein trockenes Blatt von einer Topfpflanze.
Irgendwo hat eine die erste Wehe.
Irgendwo atmet einer zum letzten Mal ein, zum letzten Mal aus.
Irgendwo wäre jemand so unerträglich unbedingt gerne an einem anderen Ort.
Irgendwo unterschreibt eine ein neues Gesetz.
Irgendwo liest einer den neuesten Forschungsbericht.
Irgendwo sagt einer zum ersten Mal Ich.
Irgendwo sagt eine zum ersten Mal Nein.
Irgendwo sind wir eins.
Sind verbunden – mehr und anders als wir wissen.
Gott ist im Menschsein.
Es gibt etwas in unserem Miteinander, das größer ist als ich.
Größer als du. Größer auch als wir zusammen.
Es umfasst uns. Ist in uns und um uns.
Gottes Herrlichkeit leuchtet durch uns hindurch.
Wir sind Äste an einem Baum. Reben an einem Weinstock.
Lebewesen auf diesem einen Planeten.
Hab keine Angst, wenn du dich fühlst wie ein vertrocknetes Blatt.
Wenn deine Woche wie ohne Frucht war.
Die Herrlichkeit strömt auch zu dir.
Was wir hier tun, wirkt sich dort aus.
Was dort ist, ist zugleich hier.
Eine andere kann, was du nicht kannst.
Und was du weißt, ahnst, mit unsichtbarer Schrift in die Luft schreibst:
Es ist da. Gelangt dorthin, wo es gebraucht wird.
Vertrau darauf. Wir sind verbunden miteinander.
Verbunden durch Jesus.
Wir sind schon ganz neu. Unsichtbar auferstanden.
Wir alle gemeinsam.
Irgendwo schaut eine auf ihr Handy.
Irgendwo schaut einer in den Spiegel.
Irgendwo zieht sich jemand Schutzkleidung an.
Irgendwo setzt sich einer in ein schaukelndes Boot.
Irgendwo betet jemand.
Irgendwo weint jemand.
Irgendwo schneidet jemand den Strunk aus einer Paprika.
Irgendwo schließt jemand eine an ein Beatmungsgerät an.
Irgendwo zieht jemand einen anderen aus dem Wasser.
Irgendwo hört DER EINE alles.
Irgendwo sieht DIE EWIGE das Ganze.
Irgendwo sagt Jesus zu uns:
Ihr seid schon rein. Ihr bringt schon Frucht.
***
Jesus. Hier sind wir.
Du hast gesagt: Wir sind mit dir verbunden.
Wir sind erlöst.
Wir wollen das glauben. Hilf uns dabei.
Wir denken an alle, die wir lieben.
Wir denken an alle, die erschöpft sind – vom Arbeiten, vom Liebhaben, vom Es-richtig-Machen.
Wir denken an die Sterbenden. An die Trauernden. In Krankenhäusern, Lagern, auf dem Meer. An die, die versuchen, für sie zu sorgen.
Und wir denken an die Liebe, das Leuchten. Die Herrlichkeit schon jetzt.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.