Impuls für den 1. Sonntag nach Epiphanias – 10. Januar 2021
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Impuls für den 1. Sonntag nach Epiphanias – 10. Januar 2021 von Pastor Dieter Rudolph
Eine Kerze entzünden
Anrufung
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Begrüßung
Dies ist mein geliebter Sohn / meine geliebte Tochter, an dem ich / an der ich Wohlgefallen habe!
Mit diesem Leitwort für den heutigen Gottesdienst aus dem Sonntagsevangelium Mt-Evangelium Kapitel 3 grüße ich Sie zu unserem Mitnehm-Gottesdienst-Impuls.
Schön, dass Sie sich zu unserer Verteilbox aufgemacht oder uns auf der Internetseite besucht haben. Gottesdienst feiern, andächtig miteinander verbunden sein – an vielen Orten, in vielen Häusern, unter Gottes weitem Winterhimmel, das ist ein Geschenk und eine wunderbare Möglichkeit in Pandemiezeiten mit all den Beschränkungen und Abstandsgeboten.
Wir bleiben dran, suchen Mittel und Wege, Gott in unserer Mitte zu begrüßen und uns von ihm willkommen heißen zu lassen, wo auch immer, wann auch immer Sie und Ihr diesen Gottesdiensten in Händen halten.
Lied
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude, A und O, Anfang und Ende steht da
Wenn Sie mögen, singen / lesen Sie, laut oder leise, dieses Lied – im Evangelischen Gesangbuch EG 66, 1. 2. 8
Gebet
Guter Gott, lieber Vater im Himmel!
Wir hören und freuen uns: Du nennst Jesus bei seiner Taufe deinen lieben Sohn, dein Wohlgefallen ruht auf ihm. Wir bitten Dich: Nimm uns mit hinein in dieses Wohlgefallen, dass es von Jesus auf uns übergeht, mit ihm und Dir verbunden. Nähre unseren Glauben. Stärke unsere Taufgewissheit. Inspiriere uns in den nächsten Minuten zu einer heiligen Zeit, die wir DIR schenken, die Du UNS schenkst. Dir zur Ehre, uns zum Besten, der Welt zum Segen.
Amen.
Lesung Mt-Evangelium Kap. 3, 13-17
Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe.
Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir?
Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es geschehen! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er es geschehen.
Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser.
Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen.
Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich ein Wohlgefallen habe.
Halleluja-Vers nach Psalm 89 – laut zu sprechen, gerne auch zweimal zu wiederholen:
Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich und seine Treue verkünden mit meinem Mund für und für!
Predigt-Impuls
Liebe Schwestern und Brüder,
während der Pandemie bekommt manche biblische Erzähltradition einen neuen Klang. Mir geht es so mit dieser Erzählung von der Taufe Jesu. Mir stockt der Atem…
(1) Lass es geschehen! Und er ließ es geschehen!
Es läuft nicht rund! Jesus kommt zu Johannes und bittet ihn, von ihm getauft zu werden. Der verweigert sich und fragt abweisend zurück. Die Erzählung hätte hier bereits enden können, wenn Johannes stur geblieben wäre und Jesus sich damit zufriedengegeben hätte. Der Täufer ist jedoch kein typischer Totalverweigerer, er ist einfach verblüfft.
Johannes predigt und praktiziert die Bußtaufe zur Umkehr hin zu Gott. Mit Jesus wendet sich Gott hin zu den Menschen. Danach sehnt sich letztlich der zottelige, gestrenge Bußprediger. Wie gut jedenfalls, dass die Erzählung ihren Fortgang findet. Wir hätten dieses Wort doch sehr vermisst, das der himmlische Vater über seinen geliebten Sohn spricht.
(2) Lasst es geschehen! Und sie ließen es geschehen.
Ich erkenne darin ein Grundmuster, wie Jesus in den Evangelien heilsam machtvoll Menschen ent-gegentritt. Den Aussätzigen zum Beispiel im Lukas- Evangelium, Kapitel 17: Geht hin und zeigt euch den Priestern!
Stellen Sie sich mal vor, die Aussätzigen hätten sich über die Beschränkung ihrer persönlichen Freiheitsrechte beschwert! Was, wenn die Aussätzigen garnicht zum Tempel hätten gehen wollen, wenn sie die Abgeschiedenheit ihres Aussatzes höher bewertet hätten, als gesund zu werden! Quergedacht würden sie vielleicht sagen: „Will Jesus uns etwa unsere Heilung verordnen und dazu unsere Persönlichkeitsrechte beschränken? Ne, ne, lieber Meister! Wir pochen auf die Unversehrtheit unserer Krankheit!“
Zum Glück geht es jedoch anders weiter: „Und indem sie hingingen, wurden sie gesund!“
(3) Lasst es geschehen! Und wir lassen es geschehen!
Am vergangenen Dienstag wurde der bisher verordnete Lockdown verlängert, ja sogar noch verschärft, indem die Besuchskontakte beschränkt werden, im Falle von hohen Inzidenzzahlen in den Landkreisen und kreisfreien Städten sogar die Bewegungsfreiheit. Bundeskanzlerin und Ministerpräsident:innen verordnen uns: Lasst es geschehen! Es geht darum, Leben zu retten!
Ob wir es geschehen lassen (können)? Schließlich geht es um die Unversehrtheit unserer Gesundheit und um den Schutz unserer Nächsten, wenn wir uns zurückhalten und nach bestem Wissen und Gewissen den Verordnungen Folge leisten. Kritische Nachfrage, wie sie der Täufer stellt, bleibt selbstverständlich möglich. Aus Nächstenliebe könnten wir aber auch wohlwollend zielorientiert abwägen, welches Grundrecht das höhere Gut ist: meine persönliche Freiheit oder die eigene Gesundheit und vor allem auch die Gesundheit der anderen.
(4) Lasst es geschehen! Und Sie lassen es geschehen!
In den Taufgottesdiensten ist es mir immer wieder eine Freude & Ehre, dieser Stimme aus dem Himmel, also Gott selbst, Stimme zu verleihen: Du bist meine geliebte Tochter, Du bist mein geliebter Sohn, an der ich, an dem ich ein Wohlgefallen habe! Dieses Wohlgefallen Gottes geschehen zu lassen, ist ungleich leichter & schöner, als wenn es um strikte Verordnungen geht. Im übrigen ist es wohl das schönste Geschenk, das wir Gott machen können, wenn wir ihm, von seinem Wohlgefallen umhüllt, leidenschaftlich das Ja-Wort geben!
Getauft, wie wir sind, sind & bleiben wir etwas Besonderes. Gott hilft und uns ist geholfen. Das ist unsere verwegene Taufgewissheit! Wenn Sie mögen, holen Sie sich einen der grauen Steine mit goldenem Farbstreifen als Taufgedenk-Stein aus der Gottesdienstbox vor der Kirche. Benutzen Sie ihn gerne als Hingucker auf der Spiegelablage oder als Handschmeichler in den kommenden Pandemie-Wochen, wenn es Ihnen schwerfällt, geschehen zu lassen, was verordnet wird.
Ich wünsche Ihnen und uns allen, dass wir mit Herz und Augenmaß die Zukunft unter die Füße nehmen und um der Liebe willen tun, was den Nächsten schützt und dem Frieden nützt. Wie Gott mir, so ich Dir!
Moment der Stille – mit achtsamem Ein- und Ausatmen, gerne auch mit geschlossenen Augen und im achtsam en Sitz vorne auf der Stuhlkante, das Becken nach vorne gekippt, die Kopfkrone zum Himmel gewandt!
Dank & Fürbitte – nach Antje Sabine Naegeli, Umarme mich, damit ich weitergehen kann, S. 69
Christus, wir gehören zu Dir.
Du kennst uns.
Unsere ganze Geschichte
vom ersten Augenblick an
ist aufgehoben in Dir:
Unsere Freuden, unsere Ängste,
unsere Verletzungen,
unsere Stärken, unsere Schwächen,
unsere Hoffnungen, unsere Erschütterungen.
Du weißt um uns.
Du begleitest uns.
Bist uns Bruder und Freund.
Du stillst unser Sehnen
nach dem Ewigen.
Das macht uns froh.
Wir möchten immer tiefer hineinwachsen
in die Verbundenheit mit Dir.
Lass von Deinem Wesen
Kraft auf uns übergehen,
dass unser ganzes Sein sich einfüge
in Gottes gute Ordnung.
Lass uns erfahren,
dass wir aufgehoben sind
im Urgrund Deiner Liebe,
getauft auf Deinen Namen,
geborgen in Deinem Wohlgefallen.
In der Stille denken wir an die Anliegen und Menschen,
die wir Dir anbefehlen wollen
[…]
Vater unser im Himmel…
Segen – nach Antje Sabine Naegeli, Umarme mich…, S. 125
Und nun geht im Segen des HERRN:
Der mütterliche Gott berge dich in seinem Umarm,
wenn du dich verlassen und schutzlos fühlst.
Er lege seine tröstende Hand auf dich,
wenn du leidest an dieser Welt,
an deinen Verletzungen und an dir selbst.
Der dich liebt, der dich kennt und bei deinem Namen nennt,
beschenke dich mit Taufgewissheit,
Er lasse dich Zeichen seiner Nähe spüren.
Amen.
Die Kerze löschen.