Gottesdienst für den Sonntag vor der Passionszeit – 14. Februar 2021 von Pastor Dieter Rudolph
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Gottesdienst für den Sonntag vor der Passionszeit – 14. Februar 2021 von Pastor Dieter Rudolph
Eine Kerze entzünden
Anrufung
Im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Begrüßung
Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die
Propheten von dem Menschensohn!
Mit diesem Leitwort für den heutigen Gottesdienst aus dem Lukas-Evangelium im 18. Kapitel grüße ich Sie zu unserem Mitnehm-Gottesdienst. Die zentrale Botschaft an diesem Sonntag vor der Passionszeit klingt
schon an: Es geht bergauf!
Schön, dass Sie sich aufgemacht haben zu unserem Mitnehm-Gottesdienst: Andächtig miteinander verbunden – an vielen Orten, in vielen Häusern, unter Gottes weitem Winterhimmel. Wir suchen Mittel und Wege,
Gott in unserer Mitte zu begrüßen, uns von ihm willkommen heißen zu lassen, wo auch immer, wann auch
immer.
Wenn Sie mögen, schauen Sie an Ihrem Gottesdienstplatz für einen Moment ins Kerzenlicht. Setzen Sie sich
dazu achtsam aufrecht hin. Kommen Sie in Kontakt mit Ihrem Atem, wie er kommt und geht. Seien Sie ganz
bei sich selbst und in der Gegenwart des lebendigen Gottes. Ich wünsche uns eine gute Gottesdienstzeit!
Unser erstes Lied vom „Wandeln als am lichten Tag“: All Morgen ist ganz frisch und neu – die Noten dazu
finden Sie im Gesangbuch unter der Nummer 440. Sprechen bzw. singen Sie laut oder leise, wie Sie mögen.
Lied
All Morgen ist ganz frisch und neu, / des Herren Gnad und große Treu, / sie hat kein End den langen Tag, /
drauf jeder sich verlassen mag.
O Gott, du schöner Morgensterin, / gib uns was wir von dir begehrn: / Zünd deine Lichter in uns an, / lass uns
an Gnad kein Mangel han.
Treib aus, o Licht, all Finsternis, / behüt‘ uns, Herr, vor Ärgernis, / vor Blindheit und vor aller Schand / und
reich uns Tag und Nacht dein Hand,
zu wandeln als am lichten Tag, / damit, was immer sich zutrag, / wir stehn im Glauben bis ans End / und
bleiben von dir ungetrennt.
Gebet
Lasst uns zusammen beten. Wenn Sie mögen, legen Sie Ihre Hände ineinander oder heben Sie sie nach oben
geöffnet auf Schulterhöhe himmelwärts.
Guter Gott, lieber Vater im Himmel!
Dich loben wir, Dich preisen wir. Du schickst uns Deinen lieben Sohn mitten hinein in unsere Welt mit aller
Mühe und Last. Gerade ist die nächste Fortsetzung des Lockdown beschlossen worden. Viele sind bedrückt
und erschöpft nach allem, was uns die Pandemie beschert hat und weiter von uns fordert. Du legst uns Lasten
auf. Wir wissen aber doch: Dein Christus trägt sie mit. ER kennt sich aus mit dem Kreuz. ER nimmt uns mit
bergauf. Wir bitten Dich: Lass uns hier und jetzt Deine Gegenwart spüren. Segne diesen Gottesdienst an uns.
Das bitten wir Dich durch Jesus Christus, Deinen lieben Sohn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und lenkt
von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
Lesung Markus-Evangelium 8, 31-28
Wir lesen das Evangelium für den Sonntag vor der Passionszeit. Jesus richtet unseren Blick voraus und hinauf. Er kündigt seine Leiden an und ermuntert uns zur Vorwärtsbewegung.
Jesus fing an, die Jünger zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohepriestern und den Schriftgelehrten – und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.
Und er redete das Wort frei und offen.
Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um und sah seinen Jünger an
und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.
Und Jesus rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der
verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will,
der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s
behalten.
Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? Denn was kann der Mensch schon geben, womit er seine Seele auslöse?
Herr, segne dieses Wort an uns, dass es uns lenke und leite in unserem Glauben. Gelobt seist Du in Ewigkeit.
Amen.
Predigt-Impuls
Liebe Schwestern und Brüder,
während der Pandemie bekommt manche biblische Erzählung einen neuen Klang. Mir geht es so mit dieser
Leidensankündigung Jesu. Fühlen Sie sich eingeladen, einige Stichworte lebensweltlich zu bedenken. Nach
jedem Impuls können Sie für einen Moment Ihren Gedanken nachgehen.
-
- „viel leiden müssen“ – wie der Menschensohn: ich denke an die Menschen, vom Virus infiziert, unter
den Sauerstoffmasken ächzend, schon bei leichterem Verlauf für ihre Lieben nicht oder nur schwer
erreichbar und deshalb ziemlich einsam. Ich denke an die sog. Genesenen, die eine bleierne Müdigkeit spüren, Stiche im Herzen, unter Atemnot leiden, geschwollene Lymphknoten haben; der Appetit
ist ihnen vergangen… Wer fällt Ihnen ein? Wen haben Sie vor Augen? Was trifft auf Sie und Ihre
Lieben zu?
[Stille zum Verweilen und Nachdenken] - „verworfen worden“ – unzählige Pläne und Gewohnheiten, die Urlaubsreise mag vielleicht noch das
Geringste sein; die Einsamkeit zu Weihnachten wiegt schwerer. Ersparnisse sind aufgebraucht, weil
weniger oder kein Einkommen. Am Ende sind viele von Kurzarbeit und Entlassung bedroht. Woran
denken Sie? Wer fällt Ihnen ein?
[Stille zum Verweilen und Nachdenken] - „Sein Leben behalten wollen!“ Liebe Gewohnheiten, der geistreiche Besuch im Kino, Theater, Res-
taurant! Enkelkinder zu Besuch. Gottesdienste feiern in der Christus-Kirche Calberlah und
St. Johannes-Kirche Essenrode. Festlicher Konfirmationsgottesdienst im Kreise der Gemeinde und der Familie.
Wie gehen Sie mit all den Einbußen um? Empfinden Sie diese als Freiheitsberaubung? Vielleicht kennen Sie jemanden, der sich um sein Leben ängstet. Vielleicht denken Sie selbst „menschlich“ wie
Petrus? Was stößt Ihnen bitter auf?
[Stille zum Verweilen und Nachdenken] - „Sein Leben verlieren um Christi willen!“ Einer hat mal gesagt: der Schüler sei nicht über seinem
Lehrer. Was würde das für mich bedeuten: mein Kreuz auf mich zu nehmen? Mich zu Jesus stellen,
mein Kreuz tragen und ihm darin nachfolgen? Rechne ich damit, dass mir unter der Kreuzeslast Kräfte
zufliegen? Kann ich bei Jesu Leidensgeschichte und bei meiner/unserer Leidensgeschichte „göttlich“
denken, wozu Jesus anstiftet? Von wegen: Es geht bergauf. Nach Jerusalem und mit uns in der Pandemie…
[Stille zum Verweilen und Nachdenken]
- „viel leiden müssen“ – wie der Menschensohn: ich denke an die Menschen, vom Virus infiziert, unter
- Zu Herzen reden. Jesus redet zu den Seinen „frei und offen“, als wolle er ihnen
das Herz aufschließen, sie zu sich ziehen. Ist sein offenes Wort so etwas wie
ein „Valentinsschlüssel“, der seit alters zum Valentinstag am 14. Februar gehört? Verliebte schenk(t)en einander solche Schlüssel in der Absicht, sich füreinander ihre Herzen aufzuschließen. Es kribbelt, belebt und lässt erstrahlen!
Es ist mehr als nur ein Versprechen! Wem bin ich von Herzen verbunden?
Wem möchte ich es heute noch einmal ausdrücklich sagen und spüren lassen?
So menschlich lässt sich auch von Jesus sprechen, um ganz „göttlich“ von ihm zu denken: Kann ich
Jesu Leidensankündigung als Liebeserklärung hören und annehmen? Erreicht er mein Herz? Lasse ich
es mir aufschließen?
Martin Luther hat Christus im Reimschema der zeitgenössischen Liebeslyrik sprechen lassen (EG 340,
7): „Er sprach zu mir: halt dich an mich, / es soll dir wohl gelingen. / Ich geb‘ mich selber ganz für dich,
da will ich für dich ringen. / Denn ich bin dein und du bist mein / und wo ich bin, da sollst du sein. /
Uns soll der Feind nicht scheiden“
[Stille zum Verweilen und Nachdenken]
Aufgabe
Suchen Sie sich eine Ranke vom Dornengestrüpp. Binden Sie diese Ranke zu einer Dornenkrone oder stecken Sie sie aufrecht in die Vase. Geben Sie eine rote Rose dazu. Halten Sie dieses Arrangement von „Leiden aus Liebe“ bis zum Karfreitag frisch. Wenn Sie mögen, schicken Sie uns ein Bild davon, Wenn Sie erlauben, können wir es gerne auf der Homepage zusammen mit anderen Bildern veröffentlichen (Bilder an dieter.rudolph@evlka.de).
Dank & Fürbitte
Lasst uns zusammen beten und gemeinsam mit Gott reden. Ich bitte Sie, sich dazu wieder achtsam hinzu-
setzen, wie oben beschrieben. Sprechen Sie gerne auch laut und rufen Sie förmlich zu Gott!
(1) Herr Jesus Christus, wie schön: es geht bergauf! Aufwärts mit Dir und durch Dich – so ganz gegen den
Trend, den wir in diesen Tagen spüren: in aller Pandemie-Müdigkeit, in der Angst vor Infektion und Folge-
schäden, in der Unsicherheit, was alles noch kommen mag, wie es weitergehen soll.
[Stille]
(2) Wir bitten Dich: Nimm uns mit hinauf nach Jerusalem. Lass uns mit Dir verbunden bleiben in allem, was
Dich erwartet, was uns erwartet. Lass uns Dein Leiden bedenken und darin Deine Liebe erkennen. Wir kom-
men zu Dir. Sei und bleibe Du auch bei uns.
[Stille]
(3) Was wir in diesen Tagen tragen und ertragen müssen, wir legen es in deine Hände. Du hörst uns seufzen,
Du spürst, wenn wir uns ängsten und grämen. In der Stille sagen wir dir, was uns belastet.
[Stille]
(4) In Liebe verzehrst Du Dich für die Menschen, die es schwer haben in diesen Tagen. Die leiden müssen, Schmerzen aushalten, den Weg des Sterbens gehen. Bist denen nahe, die allein sind, isoliert von ihren Lieben und keinen Besuch bekommen. Die sich auch allein gelassen fühlen von der Politik und der Gesellschaft. Du gehst auch mit denen mit, die sich in Impfteams, in den Krankenhäusern und Altenheimen kümmern und alles geben.
[Stille]
(5) Wir bitten Dich für Deine Kirche hier vor Ort und weltweit. So sehr warten wir auf Dein offenes und zu-
rechtbringendes Wort. Sammle Dir Deine Kirche auch in den Zeiten des verordneten Abstands. Verbinde uns mit unseren Geschwistern. Erwecke uns zu Deinen Zeugen. Gib uns einen langen Atem, den die Pandemie uns abverlangt. Mach uns einfallsreich und unverdrossen, Gottesdienste zu feiern – bis wir wieder leibhaftig zusammen kommen, eben jetzt über digitale Medien oder mit diesem Mitnehm-Gottesdienst in der Hand.
[Stille]
(6) Was wir sonst noch auf dem Herzen haben, wen wir ganz persönlich Deiner Liebe und Fürsorge anbefehlen wollen, wir nenne es und ihre Namen in der Stille
[…]
Im kindlichen Vertrauen lasst uns zusammen mit Jesus zu unserem Vater im Himmel beten:
Vater unser im Himmel…
Nun empfangt den Segen unseres Gottes.
Wenn Sie mögen, erheben Sie sich, suchen einen sicheren Stand, öffnen Sie sich innerlich und äußerlich.
Sie können zB. die Arme himmelwärts heben, die Handflächen etwa auf Schulterhöhe und zum Empfang noch oben geöffnet. [Segensspruch: nach Antje Sabine Naegeli, Umarme mich…, S. 125]
Der mütterliche Gott berge dich in seinem Umarm, wenn du dich verlassen und schutzlos fühlst.
Er lege seine tröstende Hand auf dich, wenn du leidest an dieser Welt und an aller Beschwer.
Der dich liebt, der dich kennt und bei deinem Namen nennt, erleuchte Dich und lasse dich Zeichen seiner
belebenden Nähe spüren.
Friede sei mit Dir (+) . Amen.
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